Bericht der 23. ADA Tagung

Autor:

Privatdozent Dr. med. Markus Stücker
ADA-Tagungsleiter

 

23. Jahrestagung der ADA: Kongressbericht

Am 26. und 27. März 2004 fand in Bochum die 23. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Angiologie (ADA) der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) statt. Sie wurde von der Klinik für Dermatologie der Ruhr-Universität Bochum ausgerichtet. Er war der erste größere Kongress in dem Ende Januar 2004 eingeweihten Hörsaalzentrum des Bochumer St.-Josef-Hospitals, in dem u. a. die Universitätshautklinik angesiedelt ist. Die Tagung wurde von Priv.-Doz. Dr. Markus Stücker geleitet. Als Tagungssekretäre fungierten Dr. Cornelia Moll und Nico Hermes aus der Klinik für Dermatologie der Ruhr-Universität Bochum. Als Präsident der ADA unterstützte Priv.-Doz. Dr. Jürg Hafner die Organisatoren im Vorfeld mit Rat und Tat. Die Industrieausstellung gab den Tagungsteilnehmern die Möglichkeit, sich ganz konkret über aktuelle Therapie- und Diagnostikmodalitäten zu informieren, die auch in den Vorträgen immer wieder diskutiert wurden.

Tagungsschwerpunkte

Die speziellen Schwerpunkte der Tätigkeit der ADA, die in dieser Form keine andere Gruppierung abdeckt, waren auch die Schwerpunkte dieser Jahrestagung:

  • kutane Mikrozirkulation,
  • vaskuläre Tumoren und Fehlbildungen,
  • Phlebologie,
  • Wundheilung und Vaskulitis.

Sie stellen in Praxis und Klinik einen wesentlichen und wichtigen Bestandteil der Dermatologie dar.

Der Freitag stand ganz im Zeichen neuer, unveröffentlichter Studien, die als freie Vorträge angemeldet waren. Das Spektrum war weit gefächert. Einleitend stellte Frau Dr. Stefanie Reich aus der Bochumer Arbeitsgruppe die Ergebnisse der Bochumer Studie vor. In dieser prospektiven Studie über 20 Jahre geht es um die Entstehung der Varikose. Im Gegensatz zu anderen großen epidemiologischen Studien (z. B. Bonner Venenstudie) begann diese Studie mit der Untersuchung bereits bei 10-jährigen Kindern und kann daher weltweit auf einzigartige Daten verweisen.

Wissenschaftspreise

Zwei Beiträge aus der Freitag-Nachmittag Sitzung sowie eine weitere Origianlarbeit vom Samstag wurden mit Wissenschaftspreisen der ADA ausgezeichnet, die ihr Vorsitzender Priv.-Doz. Dr. Jürg Hafner ausgelobt hatte. Den ersten, mit 500 € dotierten Preis erhielten Dr. H.-M. Häfner und die Koautoren Dr. Anke Steins, Dr. B. Volkert (Tübingen) und Prof. Dr. Michael Jünger (Greifswald) für ihre Studie zum „Einfluss von medizinischen Kompressionsstrümpfen unterschiedlicher Kompressionsklassen auf die Lebensqualität und die venöse Hämodynamik bei Patienten mit chronischer venöser Insuffizienz“. Diese Studie verdeutlichte eindrucksvoll, dass gerade Patienten mit fortgeschrittener chronischer Veneninsuffizienz Kompressionsstrümpfe der Klasse 1 als angenehm empfinden. Auch im fortgeschrittenen klinischen Stadium hatten sie einen wesentlichen ödemreduzierenden Effekt. Die gute Compliance einerseits und die vorteilhaften Effekte auf die venöse Hämodynamik andererseits können dazu anregen, bei ausgewählten Patienten mit fortgeschrittener Veneninsuffizienz, die Klasse-II-Strümpfe nicht tolerieren, möglicherweise solche der Klasse I zu verordnen.

Der zweite Preis von 300 € ging an Dr. Markus Zutt (Göttingen) für seinen Beitrag „Infektions- und Abheilungsraten nach operativer Sanierung venöser Ulzera“.

Der dritte Preis war mit 200 € dotiert. Damit sollte die beste Originalarbeit gewürdigt werden. Er ging an Dr. Katharina Leng und Dr. Birgit Kahle aus der Heidelberger Universitätshautklinik für die wissenschaftliche Beantwortung der Frage „Sklerosiert Aethoxysklerol besser als Kochsalzlösung?“ Die Autorinnen wiesen in ihrer prospektiven, randomisierten Plazebo-kontrollierten Studie die Effektivität von Aethoxysklerol-Lösung sicher nach. Damit wurden die praktische klinische Erfahrung der Phlebologen bestätigt.
Priv.-Doz. Dr. Stephan El Gammal (Freudenberg), Dr. H. Haase (Greifswald), Dr. Joachim Dissemond (Essen) und Frau Dr. Galva Dragieva (Zürich) präsentierten mit aktuellen Originalarbeiten das breite Spektrum dermatologischer Angiologie weiterer Arbeitsgruppen der Hautkliniken aus Deutschland und der Schweiz.

Der Samstag war zunächst dem Spektrum vaskulärer Erkrankungen im Kindesalter gewidmet, die von vaskulären Tumoren bis zu komplexen angeborenen Gefäßfehlern reichen. Diese interdisziplinäre Themenvielfalt spiegelte sich in der Zusammenstellung der Vorträge. Eine ausgezeichnete Übersicht über die Klassifikation und Differenzialtherapie vaskulärer Tumoren im Kindesalter gab Frau Dr. Heike Bause (Kinderklinik Heilbronn), die spontan bereit war, den wegen einer Herzerkrankung verhinderten Prof. Hansjörg Cremer zu vertreten. Dr. Norbert Gries aus der Universitätsradiologie, Priv.-Doz. Dr. Letterio Babera aus der Universitätsgefäßchirurgie und Prof. Dr. Roland Schleberger aus der Universitätsorthopädie, alle aus Bochum, stellten die komplexen interdisziplinären Behandlungsmöglichkeiten angeborener Gefäßerkrankungen dar, aufgelockert durch interessante Fallbeispiele. Wichtige Diskussionsbeiträge und sicher auch Anregungen für weitere Studien gab Prof. Dr. Wilfried Schmeller (Lübeck) mit seinen Beitrag zum Lipödem.

Fast wie live dabei

Nach dem Besuch der interessanten und umfassenden Industrieausstellung wurden neue invasive Methoden der Phlebologie in Videovorträgen dargestellt. Die Zuhörer, die in dieser Sitzung in besonders großer Zahl anwesend waren, hatten dass Gefühl, fast live dabei zu sein. Dr. Felizitas Pannier, Universitätshautklinik Bonn, berichtete über Endovaskuläre Lasertherapie, Priv.-Doz. Dr. Markus Stücker, Universitätshautklinik Bochum, über praktische Aspekte der Schaumsklerosierung, Dr. Ive Schaaf aus der Praxisklinik Landshut über Radiowellentherapie und Dr. Falk Bechara aus der Universitätshautklinik in Bochum widmete sich der Shave-Exzision des Ulcus cruris. Die praxisrelevanten Darstellungen führten zu regen Diskussionen bis in die anschließende Pause.

Danach stand das Ulcus cruris im Mittelpunkt. Interessant und vielversprechend waren die erstmals präsentierten Ergebnisse einer Multizenterstudie der Universitätshautklinik Greifswald, der Gemeinschaftspraxis von Dr. Peter Waldhausen, der Praxis von Prof. Dr. Ulrich Schultz-Ehrenburg und der Universitätshautklinik Bochum zur „Fibrinogenabsenkung in der Therapie des Ulcus cruris“. Diese Multizenterstudie hatte 2002 Frau Dr. Birgit Kahle im Rahmen der ADA-Jahrestagung in Heidelberg initiiert. Ulzerationen bei Kollagenosen werden oft vorschnell als im wesentlichen vaskulitisch bedingt angesehen. In der auch bei dieser Tagung mit mehreren hochwertigen Beiträgen vertretenen Züricher Universitätshautklinik wurde systematisch untersucht, inwieweit bei Kollagenose Patienten mit Ulcus cruris eine chronische Veneninsuffizienz und eine periphere arterielle Verschlusskrankheit eine Rolle spielen. Dabei profitierte ein wesentlicher Anteil der Patienten von invasiven therapeutischen Maßnahmen am venösen oder arteriellen Gefäßsystem (vorgetragen durch Dr. Galva Dragieva). Dies weist darauf hin, dass man sich bei Patienten mit einer Kollagenose nicht vorschnell mit der Diagnose eines „vaskulitischen Ulkus“ begnügen sollte.

Angeregt diskutiert wurde der Beitrag aus der Bochumer Universitätshautklinik von Jun.-Prof. Dr. Alexander Kreuter zum Einsatz von „Intravenösen Immunglobulinen bei Livedovaskulopathie“. Die hervorragende Effekte dieser – relativ kostspieligen – Therapie wurden vorgestellt. Die Diskussion zeigte, dass in Heidelberg positive Erfahrungen mit der therapeutischen Verabreichung von Heparin bei Livedovaskulopathie gesammelt werden konnten. Möglicherweise soll zu diesem seltenen Krankheitsbild eine neue Multizenterstudie der ADA aufgelegt werden.

Ausblick

Referenten, Vorsitzende und Publikum nahmen die diesjährige ADA-Jahrestagung und die dort diskutierten Themen ausgesprochen positiv auf. Das belegen die Evaluierungsbögen der Akademie für Ärztliche Fortbildung der Ärztekammer Westfalen-Lippe, mit der die Tagung gemeinsam organisiert wurde. Nach jedem Vortrag standen 50% der Redezeit für Diskussionen zur Verfügung. In angenehmer freundschaftlich-sachlicher Atmosphäre wurde diese Zeit reichlich genutzt. So ergaben sich viele interessante Aspekte, die die hervorragende Vorträge ergänzten.

Wissenschaftliche Studien und qualitativ hochwertige und praxisrelevante Fortbildungen werden auch in Zukunft Schwerpunkt der Arbeit der ADA sein, um gerade auch jungen Kolleginnen und Kollegen Entfaltungs- und Betätigungsmöglichkeiten zu bieten. Interessenten, die mitarbeiten wollen, sind eingeladen, sich mit dem Präsidenten der ADA, Priv.-Doz. Dr. Jürg Hafner (E-Mail: Juerg.Hafner@usz.ch) in Verbindung zu setzen.

 

 

 

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